Cut the bullshit, nicht jede Idee taugt es, dran zu bleiben. Heutzutage gilt offenbar ein Leitspruch: Tu das, was du gerne tust und du wirst erfolgreich. So ein Quatsch! Man muss mögen, was man macht, allerdings kommen auch täglich Aufgaben, die keinen Spaß machen, aber darum geht es hier nicht. Ich sehe täglich Ideen, die als Geschäftskonzept oder Geschäftsmodell beschrieben werden und das eindeutig nicht sind. Wir leben in einer Startupszene, wo jede Nische belagert wird. Täglich werden Startups aus dem Boden gestampft, unabhängig von der Konkurrenz und unabhängig vom Markt. Gründern wird weis gemacht, dass nicht der Profit zählt, sondern Wachstum und dass sich der Markt und das Geld schon bilden.
Wie soll denn bitte eine Unternehmung erfolgreich werden, wenn der Kunde beispielsweise kein Geld ausgeben will? Ich möchte jetzt kein Startup nennen, aber genau so habe ich meinen Weg begonnen. Ein Produkt versucht zu vermarkten, ohne dass der Kunde überhaupt einen Cent dafür ausgeben würde. Das Produkt war für den Endnutzer sinnvoll, aber keiner wollte zahlen. So etwas weiterzuentwickeln macht keinen Sinn. Und das wird aber an jeden neuen Gründer weiter publiziert. Täglich lesen wir, wie Zalando größer wird. Dass das Ding Ewigkeiten rote Zahlen schrieb, wird aber nicht kommuniziert. Skalieren heißt das Wort der Stunde im Startupboom und verfälscht jegliche Wahrnehmung. Unter den ganzen Artikeln über die Investments in neue „innovative“ Startups wird suggeriert, dass jeder es schaffen kann, wenn er sich reinhängt. Es zählt nicht mehr der Profit, sondern Umsatz und Nutzerzahlen. Manchmal auch wirklich nur, wie viel Kunden ihr habt. Das kann euch Geld bringen, ihr scheitert aber in den meisten Fällen.
Das Problem ist: Fast alle der neuen Startups haben eine Idee, aber kein Geschäftsmodell. Ja da gibts einen Unterschied Leute! Eine Idee fällt mir nachts beim Pennen ein. „Eine Idee ist wie Aufwachen, ein Unternehmen gründen ist wie Aufstehen“ – O.W. Ein Geschäftsmodell beschreibt den Markt und zeigt, wie der Kunde dafür zahlt und wie viel Profit in einem Markt zu erwirtschaften ist. Es gibt klare Preisvorstellungen und klare Kunden. Erfolgreiche Menschen und Unternehmer verfolgen keine Ideen, sondern richtige Konzepte. Wir bei AllVentures listen ja bekanntlich Startups und Nachfolger für Investoren. Stellt euch mal vor, wir hätten damit einfach mal angefangen, weil die Idee ja „ganz cool“ ist. Nein, wir wissen genau, wie viele von euch es da draußen gibt. Wir wissen, dass ihr nicht bereit seid, Geld zu zahlen. Wärt ihr unsere einzigen Kunden und wir würden das Ganze weiterverfolgen, wären wir auf deutsch gesagt einfach dumm. Allerdings zahlen Investoren einen minimalen Betrag, damit sie ihren Profit effizienter vergrößern können und die lästige Suche nach euch nicht mehr auf Events verfolgen müssen.
Nun aber mal dazu, was ihr euch fragen müsst, damit ihr diesen Fehler nicht macht. Sonst könnt ihr nämlich in der Startupszene direkt eure Koffer packen und euren normalen Beruf weiter ausüben.
Was ist euer Geschäftsmodell? Was ist die Idee? Wen genau sprecht ihr damit an? Bitte keine allgemeinen Formulierungen. Seid euch wirklich im Klaren darüber, wer genau euer Kunde ist. Erzählt eurem Kunden vom Produkt und findet heraus was er zahlen würde. Wenn er nicht zahlt, gibt es jemanden mit dem ihr kooperieren könnt, der für euren Kunden zahlt, weil er beispielsweise beim Kunden werben will? Ob euer Kunde euer Produkt auch wirklich nutzt und haben möchte werdet ihr allerdings erst erfahren, wenn ihr auf dem Markt seid. Es geht darum, dass ihr nicht schon alles entwickelt, wenn ihr euren Kunden nicht kennt.
Wie viele Kunden gibt es und ist der Markt bereit für die Idee? Durchlauft Prototyp Tests und prüft den Markt. Entwickelt nicht, bevor ihr nicht wisst, was auf euch zukommt. Wenn der Markt offen ist und ihr Kunden habt, legt los.
Welche Marktgröße gibt es überhaupt? Ihr habt Kunden und die wollen zahlen? Super! Aber gibt es genug Kunden, um ein profitables Business zu errichten? Verschätzt euch nicht. Wenn es nur 1000 Kunden gibt, weil ihr eine Nische besetzt und das Produkt zu billig ist, sind auch 1000 Kunden nichts wert. Ihr könnt dann schneller dicht machen, als Oliver Samwer neue Ideen in den Markt buttert.
Eines der wichtigsten Elemente: Gibt es Konkurrenten und gab es schon mal jemanden, der es probiert hat? Wenn es Konkurrenten gibt, scheint jemand den Markt ähnlich wie ihr zu sehen. Das ist grundsätzlich gut, schaut aber, wie groß er schon ist und wie er den Markt kontrolliert. Wenn ein riesiger Konzern euer Konkurrent ist und 80% Marktvolumen hat, könnt ihr eigentlich einpacken oder einen extrem steinigen Weg gehen. Manchmal kommt eine Idee vielleicht besser, wenn es genug Marktanteil für euch gibt. Es ist situationsabhängig. Gibt es jemanden, der schon gescheitert ist? Wichtigste Frage überhaupt. Wenn es jemanden auf dem Markt gibt, der es nicht geschafft hat, seht euch an, warum das passiert und bitte, bitte, bitte lernt aus den Fehlern. Er sagt, es gibt keinen Markt und ihr seit der gleichen Meinung? Lasst es. Er hat große Fehler gemacht ? Dann vermeidet Sie.
Macht euch Gedanken darüber, was ihr wirklich erreichen wollt und ob eure Idee wirklich mehr kann, als nur ein bisschen was zu erreichen. Schaut euch mal aufmerksam in der Szene um, ihr werdet sehen, das Meiste ist nur heiße Luft, weil heutzutage jeder Entrepreneur ist und jede Idee verfolgt wird.