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Was Gründer wissen sollten


Vor dem Start in die Selbstständigkeit sind viele Fragen zu klären – erfahrene Berater helfen

Erfolgreich sein mit einem eigenen Unternehmen: Diesen Traum hegen viele, aber nur wenige versuchen sich als Existenzgründer. Nach Beobachtung des Instituts für Mittelstandsforschung und der KfW-Bank ist die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland seit einigen Jahren bestenfalls konstant. Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat gar die düstere Vision, dass es 2050 bundesweit etwa eine Million Unternehmen weniger geben wird als heute.

Stimmt es also, dass den Deutschen der Gründergeist abhandenkommt, wie viele Experten meinen? Das lässt sich allein aus den Zahlen nicht ableiten. Entscheidend ist auch, in welcher Verfassung sich jeweils die Wirtschaft befindet. Denn in Zeiten guter Konjunktur, wie sie Deutschland seit einigen Jahren erlebt, werden traditionell weniger Unternehmen gegründet, weil viele Betriebe mit gut dotierten Jobs locken. Da schwindet bei vielen Menschen im typischen Gründeralter zwischen 30 und 50 Jahren der Mut, den Sprung in eine ungewisse Zukunft als Selbstständiger zu wagen. Ganz so schlecht, wie die insgesamt niedrige Zahl der Existenzgründungen bei flüchtigem Blick vermuten lässt, steht es sicher nicht um den Standort.

Aber es ist schon zu fragen, warum es nicht mehr Jungunternehmer gibt. Und warum ein Großteil der Firmen bereits in den ersten Jahren scheitert. „Viele Gründungswillige haben erhebliche Informationsdefizite“, beobachtet der Würzburger Unternehmensberater Winfried Braun. So wüssten beispielsweise die wenigsten, welche Förderprogramme es für junge Firmen gibt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) stellt in seinem jährlichen Gründungsreport regelmäßig fest, dass die meisten Gründer unzureichend vorbereitet an den Start gehen. Etwa die Hälfte habe Defizite beim kaufmännischen Wissen, etwa bei Preiskalkulationen, Kostenrechnung oder betriebswirtschaftlichen Planrechnungen.

Wer den Weg in die berufliche Selbstständigkeit als gemütlichen Spaziergang begreift, bei dem sich das Ziel ohne großen Mühen erreichen lässt, wird es schwer haben. Eine Existenzgründung  gleicht vielmehr einer anstrengenden Bergtour, bei der erhebliche Steigungen zu überwinden sind und bei der auch einmal das Wetter wechseln kann. Wer dabei nicht über die richtige Ausrüstung verfügt, wird den Gipfel nicht erreichen. „Mindestens ebenso wichtig ist der richtige Scout, also  ein erfahrener Berater, der hilft, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und der bereits in der Vorgründungsphase die richtigen Fragen stellt“, erläutert Udo Brückner, Geschäftsführer von Beraterbörse.com, der Beratervermittlung der Creditreform. Zum Beispiel:

Bin ich ein Gründertyp?

Um 9 Uhr in die Firma und um 17 Uhr Feierabend machen? Wer meint, die Gründung und Etablierung eines Unternehmens am Markt ließe sich mit überschaubarem Einsatz stemmen, wird kaum Erfolg haben. Unternehmer müssen täglich im wahrsten Sinne des Wortes etwas unternehmen. Das verändert auch den Alltag der Familie. Sicher ist: Es wird Rückschläge geben, Phasen, in denen es nicht so gut läuft. Dann ist möglicherweise noch mehr Einsatz und Durchhaltevermögen gefragt. Wer unsicher ist, ob er die persönlichen Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit mitbringt, sollte sich ausreichend Zeit für ein Gespräch mit Familienangehörigen, Freunden und erfahrenen Beratern nehmen.

Zündet meine Geschäftsidee?

Nach Beobachtung des DIHK können viele Gründer nicht schlüssig erklären, was ihre Geschäftsidee vom Angebot der Konkurrenz abhebt. „Eine Geschäftsidee muss nicht einmalig sein, um Erfolg zu haben. Aber sie sollte etwas Besonderes bieten, etwa einen schnellen Service oder exklusiv verpackte Produkte“, meint Berater Braun. Selten führt ein genialer Geistesblitz zu einer Geschäftsidee, die etwas völlig Neues schafft. Meist ist sie die Weiterentwicklung oder Variation eines bereits bestehenden Geschäftsmodells. Zu prüfen ist, ob es für diese Geschäftsidee einen ausreichend großen Markt gibt. Lassen die Wettbewerbsverhältnisse Raum für einen Newcomer? Und: Lässt sich die Geschäftsidee mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen (Mitarbeiter, Geld) überhaupt umsetzen?

Wie stemme ich die Finanzierung?

Viele Jungunternehmer schätzen bei der Gründungsfinanzierung ihren kurzfristigen Kapitalbedarf falsch ein, hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer Studie über Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen herausgefunden. Damit gefährdeten sie ihre Zahlungsfähigkeit. Zudem akzeptierten sie häufig zu niedrig bemessene Bankdarlehen. Das Ergebnis: „Sie können nur unzureichend Rücklagen aufbauen, um temporäre Rückschläge zu bewältigen.“ Es gibt eine Fülle von Fördertöpfen, aus denen junge Unternehmen finanzielle Anschubhilfe erhalten, etwa das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgelegte Programm „Invest – Zuschuss für Wagniskapital“. Das Ziel: mehr Wagniskapital von Privatpersonen zu mobilisieren und so junge, innovative Unternehmen zu unterstützen. Das Angebot an Förderprogrammen gleicht einem Dschungel; es ist nicht leicht, einen Überblick zu gewinnen. Für Gründungswillige kann es somit Geld wert sein, erfahrene Berater um Hilfe zu bitten. Sie weisen den Weg zu besonders ergiebigen Fördertöpfen.

Warum ein Businessplan?

Jede Gründung benötigt einen ausgefeilten Plan, wie die Geschäftsidee erfolgreich in die Tat umgesetzt werden kann. Dier Plan muss alle Faktoren berücksichtigen, die für Erfolg oder Misserfolg entscheidend sein können. Er ist die Regieanweisung, die die einzelnen Schritte des Gründungsvorhabens genau festlegt. Ein aussagekräftiger Businessplan ist zudem die Voraussetzung dafür, die Geldgeber davon zu überzeugen, dass die zu gründende Firma genügend Umsatz erwirtschaftet, um das geliehene Geld zurückzuzahlen. Je nach Vorhaben und Branche werden unterschiedliche Anforderungen an einen Businessplan gestellt: Wer ein kapitalintensives High-Tech-Unternehmen gründet, muss bestimmte Inhalte umfangreicher darstellen als derjenige, der einen Kurierservice betreiben will. Keine Angst vor der Aufstellung eines Businessplans: Kammern und erfahrene Berater helfen bei der Abfassung eines vollständigen und aussagekräftigen Textes

Wo kann ich Rat holen?

Gründer schätzen ihren Beratungsbedarf oft falsch ein. Oder sie halten Themen für wichtig, die für den Erfolg des Vorhabens nur eine geringe Bedeutung haben. Orientierungshilfe geben professionelle Beratungseinrichtungen der Kammern oder der KfW Bank sowie kompetente Berater, die sich in der jeweiligen Branche auskennen. Wie findet man den richtigen Berater? Der Markt ist wenig transparent. „Die Desorientierung vieler Unternehmer rührt nicht zuletzt auch daher, dass es keine eindeutige Definition des Begriffs Unternehmensberater gibt“, erläutert Braun. Die Bezeichnungen Unternehmens-, Betriebs-, Wirtschaftsberater oder Consultant sind nicht gesetzlich geschützt. Jeder kann sich ohne Nachweis seiner Qualifikation so nennen. Da ist die Gefahr groß, trotz umfangreicher Recherche an den falschen Berater zu geraten.

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